Jahreshauptversammlung 2016
vom 10. März 2016
Gebührenerhöhung und ein neuer Schulleiter
Musikschule Alfeld steht weiter vor finanziellen Problemen und hofft auf neue, junge Idee von Simon van Zoest
von Nicole Niemann
Alfeld. „Möge die Musikschule mit dem neuen Schulleiter Simon van Zoest blühen und gedeihen“, sagte Volker Dehn zu Beginn der Hauptversammlung des Vereins Gerhard-Most-Musikschule am Dienstagabend im Musikraum des Gymnasiums. Anschließend stimmte er am Flügel gemeinsam mit van Zoest an der Violine mit Beethovens frischer „Frühlingssonate“ auf den Abend ein. Frischen Wind hat die Musikschule auch nötig. Zwar werden die Projekte wie „KiGamaMu“ (Kindergarten macht Musik) und „Igel“ weiterhin gut angenommen und auch die Schülerzahlen sind stabil, dennoch endet der Jahresabschluss 2015 wieder mit einem Verlust.
Ganze 47,60 Euro leistete sich die Musikschule im vergangenen Jahr für die Instrumentenbeschaffung. „Das ist für eine Musikschule untragbar“, sagte Schulleiter Stefan Weisbrod. Doch mehr Geld dafür aufzubringen, sei zurzeit einfach nicht möglich. Einnahmen von rund 338 465 Euro stehen Ausgaben von rund 346 196 Euro – davon 97 Prozent Personalkosten – gegenüber. Damit steht am Jahresende erneut ein Minus von rund 7732 Euro auf dem Konto der Musikschule.
„Die Lehrer verzichten bereits auf tarifliche Erhöhungen, das ist nicht selbstverständlich“, so der Vorsitzende Thomas Fiedler. „Wo sollen wir also noch einsparen?“, fragte er. Als Konsequenz daraus hat der Vorstand erneut eine Gebührenerhöhung von zwei Prozent beschlossen. Auch die Teilnahme an einem Ensemble ist von der finanziellen Schieflage betroffen. „Wir haben immer gesagt, die Ensemblearbeit muss frei sein, aber das geht nicht mehr“, sagte Fiedler. Ab dem kommenden Schuljahr werden zusätzlich 14 Euro pro Monat für die Beteiligung an einem Ensemble erhoben.
Ein weiteres Problem sei, dass Projekte, die zwar vom Land unterstützt werden, vorfinanziert werden müssen. Um dies auch in diesem Jahr stemmen zu können, löst der Vorstand die un¬selbstständige Stiftung „Gerhard Most“ zum 31. März auf. Diese sei zu dem Zweck gegründet worden, ehemalige Schüler mit Stipendien für ihr anschließendes Studium zu unterstützen.
Das Geld – ein Vermögen von rund 15 600 Euro – reiche zurzeit nur für Zuschüsse, nicht aber für Stipendien. „Wenn der Zweck nicht mehr erfüllt werden kann, soll das Geld an die Musikschule gehen, heißt es in der Satzung“, berichtete der Vorsitzende.
„Es sind keine schönen Nachrichten, aber wir wollen, dass es hier in Alfeld weiter eine Musik¬schule gibt“, schloss der Vorsitzende seinen Bericht. Doch ohne Spenden und Unterstützung sei es schwierig, eine blühende Musikschule zu bekommen, so Fiedler weiter. Mit effizienterer Werbung sowie frischen und jungen Ideen des neuen Schulleiters wollen der Vorstand und die am Dienstag anwesenden Mitglieder die Musikschule retten.
Wie berichtet, hatten der jetzige Schulleiter Weisbrod und sein Stellvertreter Dennis Schöne im November erklärt, ihre Ämter zum Schuljahresende niederzulegen. Weisbrod will sich nach sechsjähriger Amtszeit an der Musikschule stärker um die Belange seiner Rechtsanwaltskanzlei in Hannover kümmern. Schöne möchte sich dagegen mehr seiner Tätigkeit als Lehrer widmen, bleibt der Schule somit erhalten. „Keiner wirft hin“, betonte Fiedler, „Das sind persönliche Entwicklungen, die wir respektieren“, so der Vorsitzende.
Das Bewerberverfahren lief zunächst schleppend an. „Am Ende hatten wir fünf gut bis sehr gut qualifizierte Bewerber“, so Fiedler. Mit allen habe der Vorstand interessante Gespräche geführt, bis schließlich die Entscheidung einstimmig auf Simon van Zoest fiel. Er wird zunächst – mit Unterstützung von Schöne – auch die Aufgaben des Stellvertreters übernehmen.
Van Zoest freut sich – trotz der schwierigen finanziellen Situation – auf seine neue Herausforderung als Musikschulleiter. „Die Situation an den Musikschulen ist bundesweit schwierig. Ich kenne die finanziellen Probleme“, sagte der 32-jährige gebürtige Lübecker. Ab April wird er in einer Übergangszeit gemeinsam mit Weisbrod die Schule leiten – neue Ideen habe er bereits. „Ich möchte aber zunächst die Kollegen kennenlernen und dann sehen, was möglich ist“, so der 32-Jährige. Die Entscheidung, von Lübeck nach Alfeld zu ziehen, fiel aufgrund des gesuchten Profils: „Ich habe hier die Möglichkeit, eine Schule zu leiten und gleichzeitig weiterhin musikalisch und künstlerisch tätig zu sein“, sagte van Zoest. Für die Zukunft möchte er das Hauptaugenmerk darauf legen, traditionell Bewährtes mit neuen Impulsen anzureichern.
Veränderungen gab es auch im Bereich des Vorstandes. Marianne Tewes gab nach 17 Jahren im Vorstand ihr Amt als Schatzmeisterin ab. Ihr folgt Anette Eckelt, Leiterin der Geschäftsstelle Alfeld der Volkshochschule Hildesheim. Ebenfalls neu in den Vorstand wurde Nicole Rotering gewählt. Sie übernimmt das Amt der Schriftführerin, das Heiko Lanclèe aus beruflichen und persönlichen Gründen niederlegte.